Ankunft eines Cholera-Schiffes von Hamburg. 105 Todte.

25. Januar 1868

Die Yorker Blätter berichten: Das Hamburger Schiff Leibnitz, Capt. Bornholm, ist Samstag spät nachts nach sechzigtägiger Fahrt hier angekommen. Unterwegs brach die Cholera aus und raffte 105 Personen fort, darunter 70 Erwachsene und 35 Kinder im Alter von 1 - 12 Jahren. Augenblicklich befinden sich noch 35 Kranke an Bord des Hospitalschiffes und auf das sie nach Ankunft Betracht wurden. Das Schiff selbst ist nach der unteren Quarantäne dirigiert worden. Wahrend der letzen 10 Tage der Reise sind keine neue Fälle vorgekommen. Wie aus der Liste hervorgeht, und von den 105 von der Seuche hingerafften 91 Mecklenburger, wahrend die anderen 14 sich auf verschiedene Länder vertheilen. Unterwegs wurden 8 Kinder geboren und von diesen acht unschuldigen Geschöpfen mussten vier sofort wieder sterben. Von der Schiffsmannschaft starb nur einer, der Koch. Wie es scheint sind diesmal nicht wie beim letzten Cholera-Schiffe ganze Familien zur Opfer gefallen, da sich dieselben Namen in der Liste nur selten wiederholten. Eine so schreckliche Calamität wie diese hat seit langer Zeit kein Schiff betroffen.

1 Februar 1868

Die Slomann'sche Rhederei von Hamburg kommt mit Recht in Beruf. Nach den Untersuchungen über die Cholera Todesfälle auf dem Schiffe "Leibnitz", welches am 2. November unter Capitain Bernhold von Hamburg abfuhr und erst am 11. Januar in New York ankam, hat es sich ergeben, daß die Unreinlichkeit und ungenügende Verproviantierung und Verpflegung auf diesem Slomann'schen Schiffe Schuld an den 108 Todesfällen war, daß also eine hundertfache Todesschuld auf diesen deutschen Reeder fällt, der aus Geiz und Habsucht das Schiff nicht gehörig verproviantirte. Es wurde durch Zeugenaussage nachgewiesen, das die Person blos 1/2 Pint Wasser per Tag erhielt, wahrend das Schiff einen ganz südlichen Cours genommen hat, so daß die Wärme tagelang 94 Grad Reaumur auf dem Schiffe zeigt. Die Unreinlichkeit auf dem Schiffe soll ganz außerordentlich gewesen sein und hauptsachlich mit zu dem Ausbruch der Krankheit beigetragen haben. Auch war kein Arzt vorhanden, obgleich die Zahl der Passagiere 544 war.

Überhaupt ist nachgewiesen, daß auf den Slomann'schen Schiffen seit Jahren mehr Leute sterben, als auf den Bremer oder auf den Liverpooler Schiffen und eine Warnung gegen die Benutzung derselben ist daher wohl am Platze.

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